Wir leben in einem schönen, lebendigen, wohlhabenden Land, in einem, im Vergleich zu früheren Epochen, friedlichen Europa. Wir können unsere Meinung äußern und werden manchmal sogar gehört.
Gleichzeitig wird eine Bedrohung dieser errungenen Freiheit sicht- und spürbar durch die Zusammenballung von Macht und Kapital. Das Diktat der Finanzwelt und der multinationalen Konzerne bestimmt die politische Agenda.
Immer mehr Menschen wollen eine andere, eine bessere, humanere und demokratischere Gesellschaft, die an der Würde und Vielfalt von Menschen, Völkern und Kulturen und an gelebten ethischen Prinzipien orientiert ist.
- Die Wirtschaft soll für den tatsächlichen Bedarf und nicht allein für den Profit produzieren.
- Grund und Boden sollen den Gemeinschaften gehören, die auf ihnen leben.
- Eine Grundversorgung soll für ein menschenwürdiges Leben sorgen.
- Arbeit soll Werte schaffen, nicht Lebensqualität vernichten.
- Wir wollen wieder mit der Natur und nicht gegen sie leben.
- Wir wollen Selbstbestimmung in gegenseitiger Hilfe, Selbstermächtigung in gegenseitiger Achtung und Selbstgestaltung in kooperativer Gemeinschaft.
Wenn wir dem vielzitierten Satz Albert Einsteins zustimmen, dass Probleme nicht mit der gleichen Denkweise gelöst werden können, durch die sie entstanden sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als die gewohnten Pfade zu verlassen und uns für Lösungswege zu öffnen, die deutlich über die bestehenden Verhältnisse hinausweisen.
Um eine mögliche Richtungsänderung auf den Weg zu bringen, habe ich mitgewirkt an der Herausgabe einer „Charta für ein Europa der Menschen und Regionen“ (http://charta-demokratiekonferenz.org). Diese Charta erhebt nicht den Anspruch, der einzig richtige Weg zu sein. In Verbindung mit der Erd-Charta (http://erdcharta.de), die sich als eine inspirierende Vision grundlegender ethischer Prinzipen versteht, zeigt sie aber eine Möglichkeit auf, wie ein Paradigmenwechsel gelingen könnte.
Viele Menschen spüren, dass der Wandlungsprozess längst begonnen hat. Die Welt gerät immer mehr aus den Fugen, das volle Chaos ist noch nicht einmal erreicht…
Wir können uns auf den Absturz, der uns schon ergriffen hat, vielleicht noch vorbereiten, uns zumindest im Bewusstsein vor einem tödlichen Aufprall wappnen. Eine noch bessere Nachricht ist: Wir können etwas tun, für das Neue, das entstehen wird!
So wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Orkan auslösen kann, so können wir mit kleinen Schritten den Wandel in Richtung soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit und Frieden lenken. Uns sollte bewusst werden, dass jeder kleine Schritt, auch von jedem Einzelnen von uns, in die eine oder andere Richtung ein solcher Flügelschlag sein kann. Je mehr Menschen in die Richtung einer tiefenökologischen Ganzheit gehen, je mehr Menschen begreifen, dass wir alle in einem Boot sitzen, weil die gesamte Menschheit ein Organ im Gesamtorganismus Erde ist, umso schneller wird der Wandel gelingen. In einem Organ müssen alle Zellen kooperieren, sich gegenseitig unterstützen und zuarbeiten, sonst wird es krank und stirbt ab.
Im Jahre 1917 richtete Rudolf Steiner (auf Vermittlung und in Zusammenarbeit mit Ludwig Polzer-Hoditz und Otto Graf von Lerchenfeld) Memoranden an die österreichische und deutsche Regierung zu einem Friedensangebot der Mittelmächte, welches im Geiste der sozialen Dreigliederung eine wirksame Alternative zu dem verhängnisvollen 14-Punkte-Programm des amerikanischen Präsidenten Wilson hätte bilden können. Die erhoffte Reaktion, von Regierungsseite blieb aus, — was letztendlich auch zum zweiten Weltkrieg führte …
Jetzt, hundert Jahre später, könnte die Zeit für eine Umsetzung der Dreigliederung reif sein. Aspekte davon haben wir in die „Charta für ein Europa der Menschen und Regionen“ übernommen.
Weitere Informationen über die Verknüpfung der sozialen Dreigliederung mit der Charta bekommt man bei unserer Herbstkonferenz in Sattenhausen bei Göttingen, 22. bis 24. September oder unter: (http://charta-demokratiekonferenz.org)
In der Erd-Charta, die ich als Botschafterin vertrete, finden wir folgende Abschlussworte:
Lasst uns unsere Zeit so gestalten, dass man sich an sie erinnern wird
- als eine Zeit, in der eine neue Ehrfurcht vor dem Leben erwachte,
- als eine Zeit, in der nachhaltige Entwicklung entschlossen auf den Weg gebracht wurde,
- als eine Zeit, in der das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden neuen Auftrieb bekam und
- als eine Zeit der freudigen Feier des Lebens.
Imagine all the people
Living life in peace
You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you will join us
And the world will be as one